Monday, January 14, 2019

2019.01.20

Angelo Giavatto, Robert Muller, Julien l'Empereur. Contre les Galiléens. Bibliothèque des textes philosophiques. Paris: Librarie Philosophique J. Vrin, 2018. Pp. 245. ISBN 9782711627592. €12,00 (pb).

Reviewed by Raphael Brendel, München (raphaelbrendel@arcor.de)

Version at BMCR home site

[The Table of Contents is given below.]

Bei diesem handlichen Band handelt es sich um eine französischsprachige Übersetzung der (nur über die Replik des Bischofs Kyrill von Alexandria und einige weitere Zitate erhaltenen) Galiläerschrift Julians, ergänzt um einen Lesetext des griechischen Originals und die üblichen Elemente einer zweisprachigen Ausgabe. Das Gesamtwerk ist folgendermaßen angordnet: Zunächst wird eine Liste der Werke Julians geboten (S. 7), die zugleich als entsprechendes Abkürzungsverzeichnis dient; diese enthält nur bloße Titelangaben, darüber hinausgehende Informationen wie etwa zum Inhalt oder zur Datierung der einzelnen Werke fehlen vollkommen. Die Einleitung (S. 9-44) besteht aus einer Kurzbiographie Julians (S. 9-12), Ausführungen zu seiner Bildung (S. 12-16), seiner Apostasie (S. 16-27) und zur Galiläerschrift (S. 27-33) sowie allgemeinen zusammenfassenden Bemerkungen (S. 33-38). Den Schluss der Vorarbeiten stellen Bemerkungen zu Text und Übersetzung (S. 38-41) und eine Gliederung der Inhalte der Galiläerschrift (S. 42-44). Auf Text und Übersetzung selbst (S. 45-211) folgen „Appendice" (S. 213-219), eine Reihe ebenfalls zweisprachig gebotener Texte, die auf die Galiläerschrift zurückgehen, aber nicht sicher als direktes Zitat daraus nachzuweisen sind, sowie ein zweifacher „Annexe", bei dem es sich um Tabellen handelt. Die erste (S. 221) verzeichnet die Abweichungen zwischen Masaracchias Edition der Galiläerschrift (die auch der vorliegenden Ausgabe als Textgrundlage dient) und der neuen Kyrill-Edition der GCS; die zweite (S. 222-225) bietet eine Konkordanz für die Editionen von Masaracchia, Aubert (aus dem Jahr 1638) und der Patrologia Graeca Mignes. Der Band endet mit der Bibliographie (S. 227-232) und dem Register (S. 233-238 Namen, S. 239-245 Passagen antiker Autoren).

Der Band hat durchaus viele Stärken: Die Übersetzung gibt den Sinn des Textes treffend an und ist zugleich insgesamt gut lesbar. Ein kritischer Text wird nicht geboten, aber an einzelnen Stellen sind textkritische Fragen kurz diskutiert (S. 58, Anm. 1; S. 72, Anm. 1; S. 140, Anm. 1) und es wird eine Liste der Abweichungen der beiden neuesten Editionen geboten (S. 221). Auf einen Kommentar haben die Herausgeber verzichtet, sondern bieten lediglich unter Text und Übersetzung vereinzelte Fußnoten, worin gelegentlich Probleme von Text und Übersetzung (S. 165, Anm. 3) behandelt oder Sacherklärungen geboten werden; den Hauptinhalt machen jedoch Belegstellen für biblische oder sonstige antike Texte aus, auf die in Julians Werk Bezug genommen wird. Die Bibliographie ist zwar recht kurz gehalten, bezeugt aber eine gute Literaturkenntnis und erfasst die meisten relevanten Ausgaben der Galiläerschrift aus den letzten 150 Jahren sowie die neuere Literatur zuverlässig.

Demgegenüber stehen nur einige kleinere Kritikpunkte. Die Einleitung ist weitgehend frei von Fehlern, bleibt aber sehr stark an der Oberfläche und ist in mancherlei Hinsicht nicht auf dem neuesten Stand der Forschung. Die Kurzbiographie Julians (S. 9-12) folgt recht unkritisch den julianfreundlichen und constantiusfeindlichen Berichten. S. 9, Anm. 1 werden die Siege Konstantins in den Jahren 312 und 315 erwähnt, dabei aber übergangen, dass er erst 324 mit dem Sieg über seinen letzten Konkurrenten die Alleinherrschaft erlangte. S. 10 wird das Geburtsjahr Julians auf 332 angesetzt (331 ist wahrscheinlicher, wird jedoch S. 10, Anm. 1 nur als zusätzliche Option angeführt). Die Diskussion um die Problematik der Datierung des Briefes an Themistios wird vollkommen ignoriert (S. 11, Anm. 4). S. 15 steht als Datum, ab dem Julian und Themistios (dessen Bedeutung für Julian hier zu hoch eingeschätzt werden dürfte) sich gegenseitig Briefe geschickt haben könnten, fehlerhaft „335" statt richtig „355". S. 232 wird am Ende des Literaturverzeichnisses plötzlich unvermittelt die alphabetische Ordnung durchbrochen. Eine kleine Schwäche des Registers ist die Tatsache, dass für die Namen und Belegstellen nur die Seite der Ausgabe, nicht aber auch die der jeweiligen konkreten Belegstelle im Text Julians angeführt wird.

In Bezug auf die Literatur sind einige kleinere Ergänzungen möglich. Da der Schwerpunkt der Bibliographie auf Titeln in französischer Sprache liegt, werden (wenngleich fremdsprachige Titel durchaus berücksichtigt sind) einige zentrale Forschungen weitgehend übergangen. So wird Christoph Riedweg zwar als Herausgeber der Kyrill-Edition genannt, jedoch bleiben seine zahlreichen Aufsätze zu den Schriften von Kyrill und Julian unerwähnt. In den Ausführungen zur Apostasie (S. 16-27) sind die Thesen von Klaus Rosen vollkommen unberücksichtigt. Obwohl im Vorwort auch allgemein das spätantike Heidentum diskutiert wird (insbesondere S. 17-18 mit Anm. 3, wo die extrem umstrittene These, Nicomachus Flavianus sei der Autor der Historia Augusta, kritiklos referiert wird), werden die Forschungen von Alan Cameron an keiner Stelle genannt. Zu ergänzen wären außerdem vier Übersetzungen der Galiläerschrift: Ins Deutsche durch Karl Johannes Neumann (Leipzig 1880) und durch Eugen Müller (Kaiser Flavius Claudius Julianus. Biographie nebst Auswahl seiner Schriften, Hannover 1901, S. 124-136), ins Niederländische durch Kees Meiling (Afvallige contra Afvalligen, Groningen 2016, S. 213-262) und ins brasilianische Portugiesisch durch eine Übersetzergruppe um José Baracat Jr. (Porto Alegre 2011). Nicht zitiert ist zudem das frühe Testimonium für die Galiläerschrift in dem Hieronymusbrief 70,3,2.

Doch genug der Detailbemerkungen. Die Ausgabe will nicht im strengeren Sinne wissenschaftlich sein, sondern ihr Hauptziel ist es, eine gut lesbare Übersetzung, angereichert um einige kleinere Hilfestellungen in Form der Anmerkungen und der Sammlung aktuellerer Literatur zu bieten. Und dieses Ziel hat das obendrein zu einem moderaten Preis erhältliche Buch durchaus erfüllt.

Table of Contents

Liste des œuvres de Julien (7)
Introduction (9-44)
Note sur le texte et la traduction (38-41)
Plan du recueil (42-44)
Texte et traduction (45-211)
Appendice (213-219)
Annexe I (221)
Annexe II (222-225)
Bibliographie (227-232)
Index des noms (233-238)
Index des lieux (239-245)
Table des matières (247)

No comments:

Post a Comment

Note: Only a member of this blog may post a comment.